Real Estate Podcast

Paul Frederik Schulz-Greve (HAWK-Fakultät Fakultät Management, Soziale Arbeit, Bauen)

"Feuerwehrmann" der Immobilienwirtschaft (E01 S02)

Zu Gast im Real Estate Podcast: Verw.-Prof. Dr. Wilhelm Hammel

15.03.2025 44 min Paul Frederik Schulz-Greve (HAWK-Fakultät Fakultät Management, Soziale Arbeit, Bauen)

Zusammenfassung & Show Notes

Im Podcasttitel fehlt ein klein wenig, inhaltlich gibt es aber dafür umso mehr: Das Wörtchen „Science“ ist in der Headline zugunsten einer etwas neueren Ausrichtung des Podcasts gewichen. Dafür mit dabei: neue Themen, Perspektiven und Gäste: Los geht es mit Lehrenden des Masterstudiengangs Immobilienmanagement an der HAWK in Holzminden. Am Mikrofon erzählen sie über ihren beruflichen Werdegang und geben wertvolle Tipps für das Studium und den Berufseinstieg. 

Als Krisenmanager im Immobiliensektor (S02 E01)

In der ersten Folge der neuen Staffel ist Verw.-Prof. Dr. Wilhelm Hammel zu Gast: Als Risk Manager löst er Krisensituationen im Immobiliensektor und geht mit Host Paul Frederik Schulz-Greve auf einen Streifzug durch seine vielfältige akademische und berufliche Laufbahn, inklusive seiner Erfahrungen bei der Investmentbank Lehman Brothers in Zeiten der ersten globalen Finanzkrise der Nullerjahre. 

 Fragen oder Anmerkungen zur Folge oder zum Podcast? Schreibt uns gerne an: realestatepodcast.fm@hawk.de

Transkript

Frederik Schulz-Greve
00:00:07
Er bezeichnet sich als Feuerwehrmann der Immobilienwirtschaft. Er ist Risk Manager. Seit Oktober 2024 ist er außerdem Verwaltungsprofessor an der HAWK in Holzminden. Zuvor hat er an vielen Orten studiert, hautnah die Lehman Brothers Pleite miterlebt und eine Weltreise unternommen. Herzlich willkommen, Dr. Wilhelm Hammel.
Wilhelm Hammel
00:00:31
Hallo, Frederik. Danke, dass ich heute bei euch dabei sein kann. Freut mich sehr, wenn Sie das Gespräch mit dir jetzt gespannt haben.
Frederik Schulz-Greve
00:00:39
Herzlich willkommen hier zur ersten Folge unter dem neuen Namen HAWK Real Estate Podcast, ein Podcast der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Hildesheim, Holzminden, Göttingen. Mein Name ist Paul-Frederik Schulz-Griewe. Wilhelm, wir haben es jetzt gerade im Intro gehört, du bezeichnest dich als Feuerwehrmann der Immobilienwirtschaft. Dabei geht es ja wahrscheinlich nicht wirklich um brennende Häuser. Wie meinst du denn das?
Wilhelm Hammel
00:01:07
Ja, du, danke dir für die Frage und auch für die Klarstellung dafür. Ja, du hast natürlich vollkommen recht, Frederik. Es geht bei mir wirklich nicht um brennende Häuser, sondern das ist wirklich bildlich und im übertragenen Sinne gemeint. Ich kümmere mich in meiner beruflichen Ausrichtung eben um Krisensituationen hier im gewerblichen Immobilienbereich. Deswegen sprechen wir ja auch heute hier und vergleiche mich da gerne meiner Beratungstätigkeit immer mal mit dem Einsatz der Feuerwehr. In der Vorstellung der Menschen hat das ja aus meiner Sicht immer ein bisschen was damit zu tun, dass es was zu löschen gibt, was brennt und es ist ein Tatütata, da kommen die Sirenen und so weiter. Das ist natürlich der geringste Teil der Arbeit, den die Feuerwehrleute tatsächlich verüben. Der Einsatz am brennenden Objekt ist ja eher selten, sondern da sind für die Feuerwehrleute ja viele Fehleinsätze auch dabei, wo dann gar nicht so viel passiert, wo man nur mal schaut. Und tatsächlich ist ja aus meiner Sicht zumindest und was ich so höre, auch der Großteil der Arbeit der Feuerwehr eben tatsächlich in der Prävention von Bränden und von daher nutze ich den Vergleich eben für mich sehr, sehr gerne. Viele Leute, mit denen ich spreche und sage, ich bin der Restrukturierung, die denken immer, das ist alles ganz großes Kino, also immer nur Insolvenzen und Finanzkrisen wie Lehman Brothers und das ist eben bei mir nun doch nicht der Fall. Also manchmal schon, aber auch in den allermeisten Fällen beschäftige ich mich eben dann doch auch mit der Prävention von solchen Krisen, was man tun kann, bevor das Kind sprichwörtlich in den Brunnen gefallen ist, beziehungsweise um auch hier wieder... Den vielleicht bisherigen Vergleich zu nutzen, bevor ein Brand tatsächlich ausbricht. Also ich versuche genau wie die Feuerwehr das tut, möglichst frühzeitig in den Prozess eingebunden zu werden, um die Probleme zu erkennen, diese zu lösen, bevor es erst zu einem Brand oder in unserer Immobilienwelt zu einer finanziellen Krise der Immobilie oder der Kapitalstruktur kommt.
Frederik Schulz-Greve
00:03:21
Und verstehe. Jetzt habe ich, um das nochmal so ein bisschen anschaulicher zu machen, im Vorhinein so ein bisschen recherchiert und bin auf ein Beispielprojekt gestoßen, an dem du uns das vielleicht nochmal so ein bisschen deutlicher erklären kannst. Und zwar gab es im August 2024 einen Bericht in der Immobilienzeitung über das Frankfurter Büroprojekt Canyon. Dort wurdest du auch erwähnt. Welche Rolle hast du denn da gespielt und was war das für ein Projekt?
Wilhelm Hammel
00:03:46
Ja, das ist, glaube ich, ein gutes Beispiel. Also erstens, weil wir hier drüber auch reden können. Da ist jetzt auch in der Zeitung stand, zumindest auch mein Name da mit dabei stand. Das ist normalerweise bei den Projekten, die ich betreue, eher nicht der Fall. Und von daher kann ich auch in der Regel nicht jetzt wirklich öffentlich reden. Da gibt es also Verschiedenheitsklauseln. Das ist auch gut so. Geht ja auch um sensible Informationen meiner Mandanten und auch doch immer auch um intime Situationen, um die ich mich kümmere. Das ist aber hier bei diesem Projekt Canyon jetzt nicht der Fall. Denn A stand es in der Zeitung. Und von daher kann ich da auch ein bisschen was berichten. und b ist es ja auch in Anführungszeichen schon erfolgreich abgeschlossen. Es ist wirklich auch zu meiner Sicht eines der interessanteren Projekte, auch weil es wie gesagt eben erfolgreich war und wir es hier geschafft haben, auch hier wieder im übertragenen Sinne den Brand zu verhindern. Und wenn ihr in den Artikel dann auch mal schaut, sieht man, dass hier die Restaurierung auch geglückt ist und dass hier die Parteien alle gemeinsam einen neuen Investor gefunden haben und wir es geschafft haben, eine neue Finanzstruktur hier aufzusetzen, die das Überleben des Projektes dann auch gewährleistet hat. Das war keine einfache Situation, das hat auch relativ lange gedauert. Also wir haben da über ein Jahr an dieser Restrukturierung gearbeitet, hat aber am Ende funktioniert und das Projekt ist, und das kann ich eben auch mit Freude sagen und auch mit Zufriedenheit, dass ich hier mit meiner Beratungstätigkeit auch einen kleinen Beitrag leisten konnte, dass das Projekt da ist, wo es heute steht.
Frederik Schulz-Greve
00:05:40
Den Link zu dem Artikel, den findet ihr auch in den Shownotes, falls euch das interessiert. Wilhelm, warum braucht es denn für solche Restrukturierungsprojekte eigentlich externe Leute? Also könnten das nicht eigentlich auch die Unternehmen, die beteiligten Player alleine lösen oder warum braucht es dich?
Wilhelm Hammel
00:06:00
Ja, da gibt es verschiedene Antworten darauf. In der Regel ist erstmal die allerwichtigste Funktion, dass man hier eine neue Person in dem Projekt hat, die unabhängig die Sachlage aufnimmt und auch die Kommunikation zwischen den Parteien führt. Oft ist es in der Praxis so, dass hier die Situation eben dann doch nicht mehr so ist, wie man die sich mal ursprünglich vorgestellt hat und gewünscht hat. Und das kann auch jeder wahrscheinlich am eigenen Beispiel sich das gut verdeutlichen. Wenn man mal jemand ein Projekt gemacht hat, hat tolle Ideen und dann klappt das nicht so, dann ist es dann auch meistens mit der Kommunikation untereinander dann immer nicht mehr ganz so einfach. Und das ist, sagen wir mal, die Hauptaufgabe, die ich in so einem Prozess habe, hier die Kommunikation zwischen den Parteien erstmal wieder auf eine funktionierende Basis zu stellen und auch dann natürlich auch gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Und da ist dann manchmal eben der Vorschlag oder das Wort eines Externen dann manchmal hilfreicher, als wenn das aus dem eigenen Projektteam kommt. Das heißt nicht, dass meine Vorschläge und Ideen dann immer so viel besser sind, als das, was die Beteiligten im Projekt auch selber können und selber wissen. Aber wie gesagt, das ist der Vorteil manchmal des Mittel, Menschen, der zwischen zwei Parteien sich unabhängig mal die Situation anhören kann, verstehen kann, wo die Parteien herkommen und hinwollen und dann konstruktive Vorschläge machen kann. Ich glaube, das ist eine der wesentlichen Funktionen von meiner Berufsgattung. Natürlich, das habe ich jetzt vielleicht noch nicht ganz so erwähnt, aber ist ein bisschen selbstredend. Natürlich ist auch eine fachliche Komponente dabei. Zuerst mal Geschäftsführer, die in normalen Geschäftsbeziehungen stehen, machen ihr Geschäft unter der Annahme, dass die Gesellschaft und alles, die Kapitalstruktur und rechtlich hinten alles funktioniert. Wenn man da so ein bisschen in so eine Schräglage kommt, gibt es auch noch verschiedene rechtliche, steuerliche, buchhalterische Themen, die man da beachten muss. Also ist auch ein bisschen Fachkenntnis dann dabei. Aber wie ich gerade gesagt habe, der wesentliche Aspekt ist die Moderation der Gespräche unter den Parteien.
Frederik Schulz-Greve
00:08:46
Jetzt Wenn wir uns die Lage auf dem Immobilienmarkt vor allem in den letzten zwei Jahren angucken, dann sagen die Zahlen, also dass das Transaktionsvolumen auf dem deutschen Immobilienmarkt von Anfang 2022 bis Ende 2023 um sage und schreibe 73 Prozent eingebrochen ist. Schuld war ein Mix aus Zinsanstieg und Konjunkturflaute, der dann zu einem Preisverfall im Wohn- und Gewerbeimmobilienbereich geführt hat. Für Feuerwehrmänner wie dich in deinem Job war das ja dann wahrscheinlich eine Situation, in der du im Dauereinsatz warst, oder?
Wilhelm Hammel
00:09:23
Du, absolut. Das ist so. Ich habe mich auch selber ein bisschen überrascht. Ich sage mal, da ist ein ganz klares Ja auf deine Frage. Wie man im Englischen so schön sagt, it doesn't rain, it pulls. Also im Deutschen heißt das so viel wie ein Unglück kommt selten allein. Das ist natürlich auch jetzt hier in unserem Fall pansiert. Wir haben den Zinsanstieg gesehen, also speziell 2022. Der ging dann erstmal wieder ein bisschen runter. Aktuell gibt es da zweiläufige Effekte, aber das ist nochmal ein anderes Thema. Der Zinsanstieg, der dann kam und den wir momentan noch spüren, ist eben auch unmittelbar verknüpft mit dem Wert der Immobilie. Da gibt es eine sehr starke Korrelation der Immobilienwerte mit dem Zinsniveau. Also wenn die Zinsen steigen, fällt der Wert. Und das ist natürlich schon mal per se eine Belastung. Und dann kommt noch dazu, dass durch die höheren Zinsen dann eben auch die Zinsbelastung dieser Investmentstrukturen höher geworden ist. Wir sprechen da also auch neudeutsch von einem Double Whammy, also einem Doppelschlag aus höheren Zinsen und niedrigeren Werten. Und dann kommt noch im Prinzip eine dritte Einflussgröße, das wäre dann der Triple Whammy, dazu, dass sich halt eben das Kundenverhalten auch der Mieter komplett geändert hat. Also ganz klar, das wissen wir auch alle hier, das ist schon etwas länger her, im Einzelhandel konnten wir durch die Zunahme. E-Commerce sehen, dass hier viele Einzelhandelsimmobilien, die vorher auch schon in die Jahre gekommen waren, auch gar nicht mehr notwendig waren. Da gab es also hier schon die erste Restrukturierungswelle dieser ganzen Einkaufszentren und Shoppingmalls und seit Corona gibt es nun ein, muss man wirklich sagen, radikal komplett verändertes Nutzungsverhalten, was die Benutzung von Büroflächen angeht. Und diese Krise der Büroimmobilien ist auch aktuell eben noch überhaupt nicht ausgestanden. In manchen Bereichen kann man sogar sagen, ist sie noch gar nicht richtig angekommen. Hier gibt es noch immer sehr viele offene Fragen. Wie viel Bürofläche wird zukünftig überhaupt noch gebraucht? Zu welchem Zeitpunkt werden wir diese Büroflächen brauchen und für was? Also ich sage es mal, das ist noch sehr, sehr, sehr unausgegoren. Da werden wir also noch viel Bewegung sehen und durch diese Bewegung eben auch noch viel Unsicherheit. Und Unsicherheit ist leider immer Gift für das Investmentverhalten. Von daher wird es hier gerade im Bürobereich noch sehr lange zu einer Unsicherheit und dadurch auch zu Schieflagen und dadurch auch zu Wertverlusten nach wie vor führen und wird mich und meine Berufskollegen noch eine ganze Weile beschäftigen.
Frederik Schulz-Greve
00:12:38
Was würdest du denn sagen, was du und deine Berufskollegen in deinem Job unbedingt können müssen, um diesen Job auszuführen? Was sind da so die größten Schwierigkeiten?
Wilhelm Hammel
00:12:48
Ja, also wie ich vorhin gesagt habe, ist die Kommunikation zwischen den Menschen. Wenn ich es beschreibe, was ich beruflich mache und mache das mal in einem Wort, dann sage ich, ich habe... Schwierige Gespräche über schwierige Immobilien mit häufig zumindest frustrierten Menschen, die in diesen Situationen sitzen. Da ist viel Geld verloren, da sind auch Businesspläne, die nicht geklappt haben. Da sind Hoffnungen gescheitert. Das ist zumindest erst mal zwischenmenschlich immer nicht ganz einfach. Da muss man auch sich sehr, sehr stark in die Situation der anderen Person reinversetzen, um zu verstehen, wo kommt die Person her und wie kann man da Lösungen anbieten, auch finden, die für die Parteien dann möglich sind. Und da gibt es immer eine persönliche, eine sachlich-fachliche und eine finanzielle Ebene. Und das ist vielleicht der zweite Teil, dann der Antwort, diese fachlich-sachlichen Themen, die muss man natürlich irgendwo verstehen können. Von daher, es gibt jetzt keine richtige Ausbildung, die zu meinem Beruf führt. Aber natürlich muss man in der Lage sein, relativ schnell diese ganzen Themen, die dort irgendwo auftauchen, zumindest zu greifen und grob zu verstehen, was da los ist. Ich habe jetzt da in der Regel keine Zeit, mich mit Beratern tief in die Materie einzuarbeiten. Also von daher, ja, ein gutes fachliches Verständnis für die Immobilienthemen, aber eben dann auch für die ganzen Restrukturierungsthemen rechtlich, finanziell und steuerlicher Natur, das ist auch notwendig. Also wie gesagt, ist keine Rocket Science, aber es sind doch einige Themenfelder, wo man zumindest ein grundlegendes Verständnis haben muss.
Frederik Schulz-Greve
00:15:02
Du hast jetzt für diese Arbeit auch mittlerweile deine eigene Firma gegründet. Willem, wir haben eben auch schon über eine Krise mit dem Einbruch der Immobilientransaktionen jetzt vor kurzem gesprochen. Ich will jetzt gerne mit dir über eine andere Krise und zwar über die Finanzkrise 2008 sprechen. Weil bevor du deine eigene Firma gegründet hast, hast du auch an vielen anderen Orten und auch an vielen anderen Stationen gearbeitet, zum Beispiel auch bei Lehman Brothers. Und zwar der Investmentbank, die man natürlich sofort mit der Finanzkrise 2008 in Verbindung bringt. Wie bist du denn dazu gekommen, dort zu arbeiten?
Wilhelm Hammel
00:15:42
Ja, natürlich, es war ein wichtiger Teil in meinem Berufsleben und war natürlich für mich auch eine sehr interessante Erfahrung damals für Lehman Brothers A zu arbeiten und B auch in der Krise 2008 live das mitzuerleben sozusagen aus der ersten Reihe. Also, ja, klar, Lehman Brothers war einer der Top-Investment-Banken zu dieser Zeit, also zusammen mit den großen Investmentbanken, die es ja heute noch gibt, wie Morgan Stanley und Goldman Sachs und damals, wie gesagt, das ändert sich ja immer auch so ein bisschen, welche Firmen gerade zu ihnen sind, aber zu meiner Zeit damals war das schon, galt das so als der goldene Karriereweg bei einer Investmentbank, zumindest für ein paar Jahre. Zu arbeiten und für junge Menschen, damals war ich noch halbwegs jung. War eine Stelle bei einer Investmentbank oder auch bei Lehman Brothers ein riesen Karriere-Schritt. Und Lehman Brothers hatte damals auch einen der wirklich sehr erfolgreichen Immobilienfonds. Und ja, das war schon ein Traum, der damals für mich in Erfüllung gegangen ist, bei so einer großen Bank, so einem großen Gebäude in London zu arbeiten. Und das hat mich auch damals sehr ausgefüllt oder allein schon von den Arbeitszeiten und war da auch sehr glücklich. Aber dann ist das natürlich alles am Ende doch etwas anders gekommen. Ich glaube, die Geschichte kennen wir, wie das geendet ist, wie du auch eben gerade angesprochen hast. dass die Bilder, wo dann die Kollegen und ich die Kartons rausgetragen haben, sind dann auch um die Welt gegangen. Nichtsdestotrotz war das im Rückblick für mich eine sehr interessante und lehrreiche Zeit, dass man auch, Das ist durchaus auch im Nachhinein persönlich sehr interessant, weil mit vielen Kollegen von damals hat dieses Ereignis natürlich auch uns verbunden. Und da stehen wir heute immer noch in sehr, sehr gutem Kontakt. Also mit den ganzen ehemaligen Beeman-Leuten wird es ein sehr, sehr enger Draht nach wie vor. Diese Zeit hat uns natürlich geprägt. Wir waren damals alle jungen, auch relativ unerfahren. Das, was wir da erlebt haben, die große Finanzkrise und der Zerfall von Lehman Brothers, das war natürlich ein einschneidendes Erlebnis und verbindet uns da natürlich heute auch immer noch. Es sind diese Momente, wo man da so mitten im Auge des Sturms steht in jungen Jahren und hat auch mich und mein Berufs- und Arbeitsleben danach auch schon sehr stark geprägt.
Frederik Schulz-Greve
00:18:41
Damals ging es ja, soweit ich das verstehe, darum, dass Schuldscheine für Immobilienkredite weltweit verkauft wurden und mit dem Risiko, dass diese Kredite niemals zurückbezahlt werden können. Inwiefern hat man denn aus Sicht eines Lehman Brothers Mitarbeiter damals schon vielleicht geahnt, was da auf einen zukommen könnte oder auf die Welt?
Wilhelm Hammel
00:19:07
Naja, das ist schwierig zu sagen oder beziehungsweise leicht. Aus der Retrospektive ist es immer leicht zu sagen, das habe ich alles gesehen und das war alles total klar. Ja, wie gesagt, von daher macht man sich da immer, kann man sich da recht leicht machen. Klammer auf, sieht man momentan auch in der aktuellen Krise, gibt auch momentan viele Leute, die jetzt im Nachhinein viele der aktuellen Probleme schon vor Jahres oder vor Jahren gesehen haben. Also von daher, ja, man hat das Gefühl gehabt, dass das nicht ganz so in eine optimale Richtung gelaufen ist. Man hat schon gemerkt, dass der Markt heiß gelaufen ist. Manchmal hat man sich gefragt, wow, wie kann das gehen? Aber wenn man noch relativ jung und unerfahren ist, dann hinterfragt man das auch nicht immer so. Im Nachhinein habe ich das dann natürlich auch anders gesehen und war für mich auch ein Anlass, sehr, sehr intensiv darüber nachzudenken und auch das zu hinterfragen. Warum hat man das damals nicht vielleicht besser sehen können? Und wenn man es gesehen hätte, wie hätte man das Ganze dann auch so kommunizieren können, dass man das vielleicht hätte verhindern können? Jetzt nicht einfach in einer sehr dynamischen und auch hierarchischen Organisation als junger Mitarbeitender aufzustehen und zu sagen, ey, ich glaube, das funktioniert nicht und das ist ganz gefährlich, was wir machen. In der Theorie funktioniert das, in der Praxis, glaube ich, machen das nur die allerwenigsten, die sich das trauen oder auch tatsächlich dann da in der Lage sind, sowas zu tun. Also ich glaube, da ist man doch eher, dass man da sagt, das wird schon alles so stimmen. Ich mache mal weiter und hoffe, dass ich es dann irgendwann verstehe, wie das dann ist. Also das ist natürlich auch eine Fragestellung, die ich sehr lange damit mir rumgeschleppt habe, wie man das besser machen kann.
Frederik Schulz-Greve
00:21:14
Das glaube ich. Ich möchte mich einmal gemeinsam mit dir zurückerinnern an den Montag, den 15. September 2008. Das war der Tag, an dem nämlich Lehman Brothers Pleite gegangen ist. Wie war das denn für dich? Standest du dann plötzlich quasi mit dem Karton in der Hand auf der Straße? Das Büro wurde dicht gemacht, so wie man das in den Bildern gesehen hat im Fernsehen. Wie ging das für dich weiter und welche Konsequenzen hast du daraus für dich gezogen?
Wilhelm Hammel
00:21:43
Ja, also absolut. Ich war an dem Tag in London, also da zumindest bei uns in Europa, die Bilder um die Welt gingen. Da war ich auch an dem Tag im Büro, hat er gesagt, damals in London, bei Lehman, dort im europäischen Headquarter gearbeitet, war da angestellt. Und es gab ja schon einige Wochen vorher immer wieder Gerüchte, Flurfunk, aber auch einige Hedgefonds, die damals gegen Lehman gewettet hatten. Das war schon relativ öffentlich, was da passiert ist und man hat da schon gewusst, dass das alles relativ schwierig aussah. Aber die Geschäftsführung von Lehmann hat uns natürlich immer da laufend informiert. Das war auch gut. Die haben naturgemäß dagegen gehalten, haben gesagt, das stimmt alles nicht. Lehmann ist gesund, wir schaffen das, kriegen das hin. Ich glaube, das mussten die natürlich auch sagen. Es blieb denen anderes übrig, zu sagen, nein, wir fallen um, dann ist man natürlich auch umgefallen. Wir wollten das auch glauben, hatten aber alle damals auch schon einen guten, gehörigen Respekt davor und sagten, mal gucken. Also ein bisschen haben wir auch hinter vorgehaltener Hand darüber schon natürlich auch gesprochen, was das alles für uns bedeuten kann. Wir haben das dann an dem Wochenende vorher erfahren, dass an diesem Montagmorgen dann insolvent angemeldet werden soll. Das war für mich, obwohl wir es irgendwie gleich geahnt hatten, trotzdem ein Riesenschock für mich, aber auch für meine ganzen Kollegen. Ich war da ja noch nicht so lange bei Lehman, ich war so zweieinhalb Jahre da, aber vielleicht eine kleine Exkursion dahin. Wenn man bei Lehman Brothers angestellt war, hat das zur Firmenkultur gehört, dass jedes Jahr ein großer Teil des Bonus, den man bekommen hat, an die Mitarbeitenden als Firmenaktien ausgezahlt waren. Also insgesamt waren Lehman Brothers etwa 30 Prozent der Aktien waren in den Händen von den Mitarbeitern und das war auch ein ganz wesentlicher Teil der Kultur, da war man auch bei Lehman sehr stolz drauf und es hat irgendwie so ein ungeschriebenes Gesetz gegeben, dass man diese Aktien, die man zugeteilt bekommt, dann auch behält und aufspart und dann irgendwie über die Jahre dann zum Teilhaber und Partner der Firma wird. Das war für mich jetzt wie gesagt kein so ein großes Ding nach zwei Jahren, aber ich hatte natürlich auch viele Kollegen und Kolleginnen, manche haben da 20 Jahre schon für Lehman gearbeitet und hatten also alle diese Jahre ihre Aktien gespart als Altersvorsorge und ich sage mal, das ist mir natürlich immer noch in Erinnerung, wie dramatisch das für diese Kolleginnen und Kollegen das war, dass dann innerhalb von 24 Stunden die komplette Altersvorsorge weg war. Und wenn man das dann mal in jungen Jahren so miterlebt, wie schnell das dann gehen kann, blickt das natürlich an den Blick ein bisschen auf die eigene Altersvorsorge, dass man eben nicht alles auf ein Pferd setzen sollte, sondern schön diversifizieren in viele Töpfe. Und davon abgesehen war dann der Lehman Brothers die Pleite. Natürlich hatte er auch einen Riesenimpact auf die globale Finanzkrise und das hat mich natürlich auch sehr, sehr nachdenklich gemacht. Also ja, den Tag, den vergisst man nicht. Der hat sich eingebrannt wie zwei, drei andere absolut wesentliche Termine von globaler Bedeutung. Also 9-11 oder so, da weiß ich natürlich auch noch genau, wo ich an dem Tag gewesen bin.
Frederik Schulz-Greve
00:25:35
Ja, das werde ich mir merken, dass man nicht alles auf ein Pferd setzen soll, sondern schön diversifizieren. Vielen Dank, Wilhelm, für diesen Einblick in deine berufliche Laufbahn und diesen Abschnitt deiner Vergangenheit. Du hast ja aber auch eine aufregende akademische Laufbahn. Du hast an ganz vielen verschiedenen Orten studiert, unter anderem Mailand. Was für eine Bedeutung hat es denn für dich, vor allem im Ausland zu studieren und würdest du das anderen auch empfehlen?
Wilhelm Hammel
00:26:05
Also ja, auf jeden Fall würde ich das jemandem empfehlen zu studieren. Ich fange jetzt vielleicht mal ein bisschen an, was ich jemandem nicht raten würde. Ich würde jemandem nicht raten, das was ich gemacht habe. Und einfach mal erst mal das zu studieren, was so ein bisschen in der Familientradition vorherrscht. Also das ist, glaube ich, bei mir so ein Thema auch gewesen. Mein Vater war Bauingenieur und ich habe das dann auch studiert. Warum? Ja, ich sage mal, ich habe mir zu Abi-Zeiten da relativ wenig Gedanken gemacht. Das würde ich jungen Leuten auf jeden Fall empfehlen, sich das ganz genau zu überlegen. Aber als ich Abi gemacht habe, es war Anfang der 1990er Jahre und da war es natürlich auch jetzt nicht ganz so einfach, sich über die ganzen verschiedenen Berufe und Berufszweige zu informieren. Kann sich natürlich heute junge Leute nicht vorstellen, aber zu meiner Zeit gab es natürlich kein Internet und wo man einfach mal so ein bisschen rumsuchen und rumlesen konnte. Und es gab auch keine so richtige Berufsberatung in der Schule. Und ich habe dann gedacht, naja, Diplomingenieur, das ist schon okay, hört sich gut an. Das machst du mal. Habe dann angefangen zu studieren und habe dann aber zur Hälfte des Studiums gemerkt, dass ich da leider komplett auf dem falschen Dampfer sitze und dass ich immer viel lieber was mit Betriebswirtschaft gemacht hätte. Aber das habe ich dann erst gemerkt. Ich habe es dann aber trotzdem mein Ingenieurstudium beendet, in der Mitte abbrechen, dachte ich, war auch nicht so sinnvoll, habe das dann aber zumindest für mich dann so attraktiv gemacht, dass mir auch das Ingenieurstudium dann auch Spaß gemacht hat und habe das dann mit verschiedenen Stationen im Ausland, also noch ein Master parallel in Buffalo, in Erdbeben gemacht. Ich habe Technologie gemacht und meine Diplomarbeit in Stockholm geschrieben. Ich glaube, da ist noch deine Frage zurückzukommen. Das sind für mich auf alle Fälle persönlich die allerschönsten Erinnerungen an meine Studienzeit. Da nochmal aus dem allgemeinen Studientrott ein bisschen rauszukommen, tolle Menschen aus aller Welt kennenzulernen. Die dann auch oft ähnliche Interessen haben, mit denen man gemeinsam so ein bisschen Land, Leute, Stadt, Hochschule erkunden kann. Und das ist schon eine tolle Zeit. Aber auch fachlich kann ich das nur empfehlen. Ich habe in diesen Stationen auch einfach überall einen wahnsinnigen Sprung gemacht, Einfach, weil man sich mal wirklich mit neuen Themen und Herangehensweise in neue Felder einarbeiten muss, das aus einer anderen Perspektive sieht. Und da lernt man natürlich unglaublich viel. Und vielleicht noch auf deine Frage einzugehen, beziehungsweise sonstige Sachen. Ich habe dann eben, wie ich gesagt habe, mein Ingenieurstudium erstmal zu Ende gemacht. Wusste aber, dass ich auf jeden Fall noch irgendwas Betriebswirtschaftliches machen wollte, habe mich da auch dann informiert, was es gibt und habe mich dann entschlossen, erstmal zwei, drei Jahre zu arbeiten. Das habe ich dann auch gemacht in der Unternehmensberatung bei KPMG und habe dann noch ein MBA, also ein Master of Business Administration bei INSEAD in Singapur absolviert. Das war für mich persönlich auch heute noch, wenn ich sehe, mein absolutes Highlight, weil ich mir da wirklich meinen Berufstraum dann erfüllen konnte und betriebswirtschaftlichen Abschluss zu machen und dort halt eben diese ganzen kaufmännischen Kenntnisse mir aneignen konnte. Und ja, wenn man halt vorher so ein Studium macht, wo man nicht so wirklich brennt und wo man sich so ein bisschen durchkämpft und dann macht man ein Studium, für das man wirklich brennt, sich interessiert und was es Spaß macht. Das war natürlich auch eine tolle Erfahrung, das dann doch mal zu sehen, wie in Anführungszeichen leicht es dann einem fällt, diese ganze Arbeit zu machen. Der letzter Punkt, vielleicht Frederik Mailand hast du angesprochen. Das ist jetzt natürlich eine etwas andere Station noch mal gewesen. Dort habe ich die letzten drei Jahre, also schon als erwachsener Mensch oder alter Mensch, je nachdem, noch meine Promotion, also mein DBA, Doctor of Business Administration abgeschlossen. Und ja, das war auch toll. Aber das ist natürlich noch mal was anderes. Also im fortgeschrittenen Alter, aber auch im Teilzeitstudium neben den ganzen beruflichen Verpflichtungen. Ja, es hat auch sehr wahnsinnig Spaß gemacht. Auch das kann ich eben nur empfehlen. Aber das ist natürlich schon sehr, sehr anstrengend, wenn man dann auch die normalen Verpflichtungen des beruflichen und privaten hat, daneben noch wirklich akademisch zu arbeiten. Aber ja, hat natürlich trotzdem super viel Spaß gemacht, hat mich auch fachlich weitergebracht. Und ja, vom guten Essen in Mailand fange ich jetzt gar nicht an zu reden. Da bräuchte ich ja noch eine halbe Stunde, um mir die ganzen Top-Restaurants in Mailand zu geben. Also da kann man das natürlich auch, lässt sich sehr gut leben und studieren.
Frederik Schulz-Greve
00:31:23
Ja, das machen wir vielleicht in einer weiteren Folge. War das denn für dich schon immer klar, dass du promovieren möchtest?
Wilhelm Hammel
00:31:31
Jein, sage ich jetzt mal. Ich hatte es natürlich in jungen Jahren nach meinem ersten Studium auf jeden Fall auch auf der Uhr. Ich hatte das auch mit damals meinen Betreuern aus der Diplomarbeit, sowohl damals in Schweden, aber auch in den USA, mal besprochen. Ich fand das auch irgendwie interessant. Ich war Mitte 20 da mit meinem Diplomstudium fertig. Es hätte damals für mich aber bedeutet, noch mal irgendwie vier, fünf Jahre an der Uni zu bleiben und dort wirklich mich zu einem Spezialisten in einem Ingenieurthema zu machen. Irgendwie hat es mich gereizt. Also die Promotion selber hat mich sehr gereizt. Aber ich hatte zu dem Zeitpunkt ja doch schon festgestellt, dass ich lieber was Betriebswirtschaftliches machen wollte. Und das war dann das große Ziel und wollte auch ein bisschen mich in der Praxis mal austesten und austoben und habe da auch so ein bisschen mit den Hufen gescharrt, das zu tun. Also ja, ich habe mir das überlegt, ich habe es für mich dann verworfen. Das kann man aber auch nicht jetzt so, wenn das so ein bisschen an deiner Frage ist, so verallgemeinern. Ich habe, das muss jeder Studierende für sich so ein bisschen entscheiden, was bringt mir das? Wo will ich beruflich hin? Und ist das für mich eine gute Ergänzung? Damals hatte ich jetzt diesen Wunsch, auch in der Hochschullehre tätig zu sein. Der war bei mir noch nicht so ausgeprägt. Hätte ich das damals schon gewusst, hätte ich vielleicht damals die Promotion etwas höher gewertet. Aber gut, man kann das dann immer noch später machen. Also wie gesagt, irgendwie hatte ich es immer im Kopf, aber nie gemacht und dann deswegen jetzt im etwas höheren Alter das nachgeholt.
Frederik Schulz-Greve
00:33:25
Aber es ist ein guter Hinweis, dass man das immer noch mal, wenn man doch noch mal Lust drauf bekommt oder einen das interessiert, das immer noch mal machen kann und nicht am Anfang der akademischen Karriere unbedingt schnellstmöglich durchziehen.
Wilhelm Hammel
00:33:39
Ja, so, das stimmt. Und ganz kurz, ich habe wirklich auch einige Leute, man glaubt ja nicht, dass es so viele gibt, aber wenn man es macht, sieht man dann doch einige Leute im gleichen Alter, auch den Konferenzen und so. Also es gibt schon eine halbwegs größere Gruppe auch der mittel- oder fortgeschrittenen Alter, die das machen. Also ich war da nicht alleine.
Frederik Schulz-Greve
00:33:58
Okay. Ja, Wilhelm, der Drang nach internationalen Erfahrungen, der scheint sich in deiner akademischen Laufbahn auf jeden Fall wieder zu spiegeln. Du hast mir jetzt im Vorgespräch auch erzählt, dass du nach der Zeit bei Lehman Brothers eine Weltreise unternommen hast. Hast du vielleicht ein Highlight aus dieser Weltreise, was du uns erzählen könntest?
Wilhelm Hammel
00:34:17
Ja, gerne. Vielleicht noch ganz kurz zur Weltreise. Danke, dass du mich da auch darauf ansprichst, Frederik. Vielleicht noch da ganz kurz, wie es dazu gekommen ist. Wie gesagt, manchmal hat es ja auch so Vorteile, wenn man von außen einem so eine Entscheidung abgenommen wird und man nicht so lange hin und her überlegen muss. Das Weltreise wollte ich irgendwie schon immer in meinem Leben gerne mal machen. Hat sich dann immer rausgeschoben, weil irgendwie kam es nie zu dem Moment. Und ich sag mal, das war dann für mich so diese Situation nach Liemann. Was mache ich da jetzt? Job war weg und hatte da zum Glück auch ein bisschen was angespart und konnte mir das dann auch leisten, dann so ein bisschen mit Rucksack und staubigen Schuhen so ein bisschen ein Jahr lang um die Welt zu ziehen. Und das war natürlich für mich ein wahnsinniges Erlebnis, vielleicht der zweite Lebenstraum neben dem betriebswirtschaftlichen Studium, den ich mir da erfüllen konnte. Ja, nach dem Highlight gab es natürlich unheimlich viele, ich war über ein Jahr lang unterwegs und in vielen Ländern, in Südamerika, Afrika und Asien unterwegs. So eins meiner Highlights, wie gesagt, war für mich jetzt auch irgendwie, man ist immer so was, was bleibt dann so übrig? Manchmal sind es so ganz seltsame Dinge. Also es war mit Sicherheit ein ganz großer Tempel oder eine Kirche. Also das kann ich nur sagen, wenn man dann da den 50. Tempel und die 50. Kirche gesehen hat, die verschwimmen dann. Aber es sind dann die menschlichen Erlebnisse. Ich war damals in der Mongolei und wir sind dort von einer Jurte zu Jurte dann immer geritten. In dem Fall war das ein Teil der Mongolei, wo man auf Kamelen unterwegs war. Wir sind dann halt eben einen halben Tag dann auf einem Kamel zu irgendeinem heiligen Berg dort geritten. Und ja, ich weiß nicht, ob du auch schon mal geritten bist, aber wenn man nicht so trainiert ist vom Reiten, Ja, aber es ist auch nicht anders wie beim Pferd. Also wenn man nicht so wirklich viel reitet wie ich, also irgendwie gefühlt nur alle paar Jahre einmal, dann ist das eine relativ schmerzhafte Angelegenheit. Hat mir das Hinterteil auch schon ziemlich wehgetan. Und ja, unser Führer, der hat also wirklich gar kein Englisch gesprochen. Wir waren auch hier damals natürlich noch vor Google Translate und so weiter. Wir mussten uns da also wirklich mit Händen und Füßen miteinander verständigen. Es hat trotzdem ganz toll funktioniert und der Führer war also ganz stolz auf sein neues, Schrägstrich sehr altes, abgerocktes Handy und wollte uns da also vorspielen. Dass er also sehr, sehr nah an westlicher Kultur ist und hat uns dann also die halbe Wegstrecke dann ganz aus einem ganz fürchterlich krächzenden Laustsprecher ganz fürchterliche Britney Spears Musik vorgestellt und sich unglaublich daran gefreut. Und für uns war es eher Folter, das dann über Stunden krächt, eine Britney Spears anzuhören. Und das in der mongolischen Steppe, wo man dann um sich schaut und eigentlich bis zum Horizont nichts sieht. Also das war dann schon für mich eine sehr skurrile, aber auch eine sehr schöne menschliche Erfahrung. Weil man halt eben, das war witzig, aber es war so schön mit diesem Menschen, mit dem man eigentlich nicht reden konnte. Und mit dem man trotzdem so eine sehr intime Erfahrung irgendwo geteilt hat, dass er etwas mit uns teilt, was ihm wichtig ist und was er ganz stolz war. Und das war sehr schön und das sind eben oft diese komischen, kleinen, menschlichen Momente, die für einen dann als Highlight bleiben. Das sind dann oft nicht die großen Bergbesteigungen oder Seenüberquerungen, sondern eben das, also für mich ist das definitiv eins meiner Highlights gewesen auf der Reise.
Frederik Schulz-Greve
00:38:21
Und Wilhelm, wir haben jetzt ja hier Menschen, die zuhören, die entweder selber studieren oder vielleicht auch in Zukunft noch studieren möchten, vielleicht ja auch an der HAWK und vielleicht auch den Studiengang, in dem du dozierst. Deshalb wollen wir jetzt in diesem Format, an dieser Stelle, also am Ende der Folge, immer die gleichen Fragen stellen, um so ein bisschen Vergleichbarkeit herzustellen. Und deswegen möchte ich dich bitten, so kurz wie möglich zu antworten, vielleicht einen Satz maximal. Bist du bereit für diesen Fragen, Hage?
Wilhelm Hammel
00:38:54
Sehr gerne mit einem Satz zusammen gucken, da finde ich immer ein bisschen schlecht. Aber ich bemühe mich.
Frederik Schulz-Greve
00:39:00
Sehr gut. Okay, die erste Frage ist, was ist denn wichtig, um im Beruf erfolgreich zu sein?
Wilhelm Hammel
00:39:09
Ja, also schwierige Frage. Ich fasse mich kurz. Ich glaube, das Allerwichtigste ist, dass man Freude an seiner Tätigkeit hat. Berufsweg ist wie ein Marathonlauf und kein Sprint. Und wenn man keine Freude an der Arbeit, kein wirkliches Interesse hat, dann kann man auch, glaube ich, nicht wirklich erfolgreich sein. Ich glaube, das ist Grundvoraussetzung und ansonsten nur kurz ein bisschen Bereitschaft, auch mal die Extrameile zu gehen, auch von der Weiterbildung nicht zurückschicken, Bereitschaft zu zeigen, sich umzuorientieren, wenn das notwendig ist. Das ist, glaube ich, wichtig. Ansonsten klar, gute englische Sprachkenntnisse auf jeden Fall und ein gutes Selbstbewusstsein, sich präsentieren zu können und nicht mit den eigenen Kenntnissen und dem Wissen in den Berg halten.
Frederik Schulz-Greve
00:40:00
Was muss ich für den Berufseinstieg mitbringen?
Wilhelm Hammel
00:40:04
Also auf jeden Fall sollten die Noten gut sein. Die müssen aber nicht erstklassig sein. Warum sage ich das? Weil ich natürlich glaube ich auch hier jetzt hauptsächlich Zielgruppe Studierende sind. Ich glaube, die Rolle von Noten werden von Studierenden häufig deutlich überschätzt. Klar muss ich irgendwo in einem vernünftigen Niveau sein, aber die müssen halt eben nicht top sein. Wenn man im Vorstellungsgesprächs jetzt spielen, wirklich neben den Hard Skills, also was weiß ich, in den Noten, eben auch die Soft Skills eine wichtige Rolle spielt. Und da sollte man auf alle Fälle mal den Lebenslauf in diese Richtung auch in Ordnung bringen und das ein bisschen rausarbeiten, idealerweise mit einer knackigen Zusammenfassung gleich am Anfang, damit der Leser oder Leserin merkt, wo kommt die Person her, wo möchte die Person hin. Also ich glaube, ein guter, konsistenter Lebenslauf, auf dem das sehr leicht erkennbar ist, ist absolut zentral, um zu einem Forschungsgespräch eingeladen zu werden. Wie gesagt, klar, Auslandsaufenthalte, Sprachkenntnisse sind hier super wichtig. Heute digitale Fähigkeiten und natürlich auch Soft Skills, also interpersonelle und interkulturelle Kompetenz. Und wenn man da mal beim Interview ist, dann hat man, glaube ich, schon 80 Prozent des Weges geschafft und kann dann da durchstarten.
Frederik Schulz-Greve
00:41:26
Für die Studierenden oder die angehenden Studierenden da draußen. Hast du einen Tipp für das Studium?
Wilhelm Hammel
00:41:32
Den habe ich natürlich. Ich glaube, es ist jetzt an meiner Vita auch nicht ganz überraschend, dass ich, bitte liebe Studierende, nutzt die Gelegenheit, ins Ausland zu gehen und damit euren akademischen und persönlichen Horizont ein bisschen zu erweitern. Es gibt ganz tolle Angebote an der HAWK, die hier auch toll unterstützt, auch über Erasmus. Und ich kann da nur sagen, der Weg ins Ausland ist häufig viel, viel leichter, als man das vielleicht denkt. Gerade, wie gesagt, beim Rufseinstieg wird das extrem positiv bewertet, dass man mal aus der eigenen Komfortzone raus ist und auch eine tolle Gelegenheit, eben hier die Sprachkenntnisse mal richtig aufzufrischen und auszubauen. Also aus meiner Sicht gehören Auslandsaufenthalte zu wirklich den wichtigsten Dingen, die man als Studierender eben nicht aus den Augen verlieren sollte und für sich persönlich umsetzen sollte.
Frederik Schulz-Greve
00:42:26
Vielen Dank. Ja, alle, die jetzt Interesse haben an einem Auslandsaufenthalt, meldet euch gerne beim International Office der HAWK. Dort könnt ihr Beratung finden und weitere Informationen rund um Auslandsaufenthalte. Ja, und das war es mit der ersten Folge, bei der die Dozierenden der HAWK im Mittelpunkt stehen und interviewt werden. In diesem Fall du, Wilhelm. Vielen Dank fürs Mitmachen. Das war sehr interessant.
Wilhelm Hammel
00:42:51
Danke dir, Frederik. Hat mir auch super viel Spaß gemacht, mich mit dir zu unterhalten und freue mich schon auf das nächste Gespräch mit dir.
Frederik Schulz-Greve
00:42:58
Und ich hoffe euch, die hier zugehört haben, hat es auch viel Spaß gemacht. Und an dieser Stelle möchte ich mich noch bedanken bei Florian Aue von der Pressestelle der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst, Hildesheim, Holzminden, Göttingen. Und wenn ihr jetzt noch Fragen oder Kommentare zu dieser oder einer anderen Folge habt, dann schickt uns gerne eine Mail an realestatepodcast.hawk.de. Wir freuen uns auf euer Feedback. Bis zur nächsten Folge.
Music
00:43:26
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